Evangelische Trauung

Eine evangelische Trauung ist ein feierlicher, familiärer und ein offener Gottesdienst.

Damit der „schönste Tag im Leben“ für das Hochzeitspaar zu einem unvergesslichen Ereignis wird, gibt es einiges zu besprechen und vorzubereiten. Im Traugespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer, etwa ein halbes Jahr vor der Trauung, wird der Ablauf der Trauung besprochen: Was das Brautpaar bewegt, was ist den künftigen Eheleuten wichtig.  Der Ablauf, der musikalische Rahmen, der Trauspruch, das Gebet, der Trausegen, die Lesungen sowie Datum und Ort werden gemeinsam festgelegt.  Damit die Ehe dauerhaft, intensiv und liebevoll gefestigt wird, können für die Zeit nach der Trauung weitere Gespräche in der Kirchengemeinde mit anderen jungen Eheleuten vereinbart werden.

Hier können Sie die Anmeldung zur Trauung (PDF) herunterladen.

Eheringe

Aus der Geschichte

Trauungen mit Ringwechsel und Segnung gibt es in unseren Breiten sehr lange, etwa seit dem 10. Jahrhundert, meist im elterlichen Anwesen. In den Kirchen werden Trauungen etwa seit dem 15. Jahrhundert gefeiert. Die Zivilehe im Standesamt wurde im Jahre 1876 eingeführt. Das althochdeutsche Wort „trauen“ meint so viel wie Vertrauen, Hoffen, ja Glauben. Dass es um ein Vertrauen zueinander und gegenseitige Liebe geht, wird uns deutlich, wenn wir heute intensiv über den Sinn und die Begründung der Ehe nachdenken.

Aus den biblischen Schriften können wir viel für die Gemeinsamkeit und die Partnerschaft von Mann und Frau in der Ehe ableiten. In den Schöpfungsgeschichten heißt es von den Gemeinsamkeiten von Mann und Frau: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hangen und sie werden ein Fleisch sein“ (1. Mose 2, Vers 24). Sie bilden eine unlösbare Einheit. Beim Propheten Hosea ist die Gemeinschaft von Mann und Frau ein Abbild des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel. Im Hohelied der Liebe finden wir poetische Bilder für die neue Gemeinschaft zweier Menschen, die in Liebe verbunden sind. Jesus hat der alttestamentlichen Praxis widersprochen, nach der der Mann seine Frau aus der Ehe „entlassen“ konnte: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ (Markus 10, Vers 9). In der Hochzeit zu Kana hat er den wunderbaren Wandel vom Alltag zur Hochzeit der Liebe zweier Menschen durch das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein sinnreich gemacht. Im Brief an die Gemeinde in Ephesus wird die Gemeinschaft von Christus und der Kirche mit der Gemeinschaft von Mann und Frau verglichen. Und von Paulus wird die Liebe als der entscheidende und bleibende Beitrag der Christen gepriesen: „Sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf.“ (1. Korinther 13, Vers 7-8).

Brautpaar

Die kirchliche Hochzeit

Eine kirchliche Hochzeit hat drei Schwerpunkte: Die Pfarrerin oder der Pfarrer liest einen biblischen Abschnitt zur Gemeinsamkeit von Mann und Frau und hält eine persönliche Ansprache. Das Brautpaar wird gesegnet, nachdem die Brautleute einander und vor der Gemeinde ihr Ja-Wort zur Gemeinschaft der Ehe gegeben haben. Im Gebet erbittet die Gemeinde Gottes Unterstützung für die Ehe. Andere Elemente können hinzutreten, wie etwa Wünsche der Eltern für ihre Kinder, die Beteiligung von Freunden und Wegbegleitern der Brautleute. Während des Traugottesdienstes kann die Feier des Abendmahles vorgesehen sein.

Die Trauung mit einem Partner, der eine andere konfessionelle Bindung hat ist möglich, wenn der Pfarrer oder die Pfarrerin der anderen Kirche die Zustimmung gibt und beteiligt wird. Bei der Trauung in einer evangelischen Kirche mit Beteiligung eines katholischen Pfarrers muss vorher die Erlaubnis des Bischofs eingeholt werden, die in der Regel erteilt wird. Ein Gottesdienst zur Eheschließung erlaubt die Segnung des Brautpaares, wenn ein Teil keiner christlichen Kirche angehört. Kontrovers ist die Diskussion um die Segnung gleichgeschlechtlich liebender Paare. Die Entscheidung liegt in unserer Kirche in Mitteldeutschland bei der Pfarrerin oder dem Pfarrer in Absprache mit dem Gemeindekirchenrat.

Trauung mit Taufe

Da junge Leute heute lange überlegen, ob und wann sie sich kirchlich trauen lassen, ist die Trauung mit anschließender Taufe eines oder mehrerer Kinder des Brautpaares eine häufige Erweiterung. Das bedarf einer guten Vorbereitung und einer stärkeren Einbindung der Paten und der Gemeinde. Die Taufe und die Feier des Abendmahles sind die wichtigsten kirchliche Handlungen, weil biblisch vorgegeben, nach evangelischem Verständnis.

Jede Trauung ist ein besonders schönes Erlebnis für alle Beteiligten und versinnbildlicht die Menschenfreundlichkeit und die Liebe Gottes. Darum werden Eheleute aufgefordert, andere Menschen an ihrem Glück teilhaben zu lassen und ihre Liebe an Kinder und Kindeskinder weiterzugeben.

Andreas Görbert, Superintendent a.D.